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OFFENER BRIEF AN HERZOG & DE MEURON WEGEN DAS ISRAELISCHE NATIONALBIBLIOTHEK IN JERUSALEM

Sehr geehrter Herr Herzog und Herr de Meuron,

Die überraschende Neuigkeit, dass Ihr Büro beabsichtigt das neue Gebäude des Israelische Nationalbibliothek in Jerusalem zu planen, veranlasst mich Ihnen diesen offenen Brief zu schreiben und Ihr Ansinnen öffentlich zu klären.

The rendering of the planned building. Image © Herzog & de Meuron

Durch meine Tätigkeit als Architekt, bei Höhler+Partner, welche die Räumlichkeiten mit Ihrem Büro teilten, als auch durch die enge Zusammenarbeit mit Ihrem ehemaligen Kollegen Jose Berrutta in der Schweiz, sind mir Ihre Arbeiten gut bekannt. Aufgrund dieser Tatsache und Projektnähe darf ich festhalten, dass ich Ihre inspirierenden Projekte und ethischen Grundsätze hierzu stets respektiert habe.

Sollten Sie Palästina kürzlich besucht haben, ich hatte letzten Sommer diese Gelegenheit, können Sie sicherlich auch den ungerechten, Apartheid-ähnlichen Einsatz von Gewalt und Kontrolle durch die Israelische Regierung gegen die Palästinenser und deren Grundbedürfnisse, wie beispielsweise Wasser, bezeugen. Seit Generationen sind die Palästinenser über alle Masse unterdrückt und entwürdigt worden.

Ihre Entscheidung nun solch ein Projekt umzusetzen enttäuscht mich, nichtzuletzt aufgrund der Kollaboration mit Ai Weiwei, einem Künstler berühmt für seinen humanitären Einsatz durch Kunst.

An diesem hochpolitischen Projekt sind alle hochrangigen Mitgliedern der israelischen Regierung beteiligt, mit Finanzierung durch die Rothschild, sowie David und Ruth Gottesman Familien aus New York. Ferner sind Lage (Jerusalem) und Zweck (Nationalbibliothek) des Gebäudes eine klare politische Aussage. Mit Ihrer Teilnahme an diesem Projekts scheint es ziemlich klar, dass Sie und Ihr Büro, die derzeitige Regierung von Israel unterstützen. In Ihrem letzten Vortrag vom 5. April 2016 in Jerusalem, mit dem Titel "How Architecture Is Bound to a Specific Ground", bezogen Sie sich, Herr Herzog, auf lokale Beispiele für den Bau von Siedlungen in ganz Palästina oder die Zerstörung palästinensischer Häuser über Nacht als Beispiel für die bemerkenswerte Kraft der Architektur in neo-kolonialistischen Strategien?

Ich verfasse diesen Brief um Klarheit zu erlangen, da oft andere Gründe Aktionen rechtfertigen. Beispielsweise im Jahr 2011, wurde ich gebeten, die Al-Beruni Bibliothek in Tashkent zu entwerfen. Meine erste Reaktion war eine solche Einladung wegen der grausamen Menschenrechtsbilanz, der von Herrn Karimow geführten Regierung, zu verweigern, die endemische, politische Haft und Folterpraktiken weiterführt. Der Geschäftsführer von Höhler+Partner versicherte mir jedoch, dass dieses Projekt eine von der Regierung unabhängiges sei und ein von der UNESCO und der omanischen Regierung initiiertes. Es sei dringlich die ursprünglichen und einzigartigen literarischen Dokumente von Al-Beruni´s Werk zu retten, die unter verheerenden Bedingungen gelagert werden. Unter diesem Aspekt stimmte ich der Teilnahme zu und schlug einen Entwurf vor, da es eine höhere Gründe gab die Unterstützung benötigten.

Architekten sind nicht nur Vermittler; sie prägen das Leben der Menschen und haben eine sehr starke Stimme in unserer Gesellschaft und, einhergehend damit, eine Verantwortung. Bitte erklären Sie mir und der allgemeinen Öffentlichkeit, ob es höhere, moralische Gründe gibt, die den Bau einer solchen Gebäuede in Jerusalem rechtfertigen, derer ich nicht bewusst bin und welche die laufende, politische Agenda und die diesbezügliche humanitäre Krise zum kippen bringen können?

Vielen Dank im Voraus,

Pedro Aibéo aibeo.com architecturaldemocracy.com Helsinki, 10.05.2016

P.S. (This letter has been sent in printed format to Herzog & De Meuron’s Office in Basel, per E-mail to communications@herzogdemeuron.com and to several newspapers for public dissemination in several languages)

The press release can be downloaded here Several website publications can inform about the details such as:

or

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